HOME » Lösungen und Services » Cleaning in Place (CIP) » Chlordioxid » Nachhaltigkeit durch Chlordioxid? Umweltaspekte im Check
Chlordioxid ist aus der Welt der Prozesshygiene kaum wegzudenken. Es desinfiziert zuverlässig, wirkt schnell gegen Bakterien, Viren und Biofilme – und das bereits in niedrigen Konzentrationen. Doch in Zeiten von Klimakrise, Ressourcenknappheit und wachsendem Umweltbewusstsein rückt eine andere Frage stärker in den Vordergrund: Wie nachhaltig ist der Einsatz von Chlordioxid wirklich?
Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn Nachhaltigkeit bedeutet mehr als nur „ungiftig“ oder „ökologisch“. Es geht um den gesamten Lebenszyklus eines Produkts: von der Herstellung über den Einsatz bis zur Entsorgung.
In diesem Artikel werfen wir einen ehrlichen und praxisnahen Blick auf die Umweltaspekte von Chlordioxid – mit einem besonderen Fokus auf industrielle Anwendungen, etwa in der Lebensmittelverarbeitung, Getränkeproduktion oder in der Wasseraufbereitung.
Chlordioxid (ClO2) ist ein Gas, das meist erst am Einsatzort in wässriger Lösung hergestellt wird. Anders als elementares Chlor bildet es beim Einsatz keine organisch gebundenen Chlorverbindungen wie etwa Trihalogenmethane, die als potentiell krebserregend gelten. Genau das macht Chlordioxid für viele Betriebe attraktiv: Es wirkt effizient – und vermeidet dabei einige der gravierendsten Nebenwirkungen anderer Desinfektionsmittel.
Die Geschichte von Chlordioxid beginnt nicht etwa in der modernen Lebensmittel- oder Getränkeindustrie, sondern bereits im 19. Jahrhundert. Erstmals beschrieben wurde die Substanz im Jahr 1811 vom Chemiker Humphry Davy. Den praktischen Durchbruch erlebte Chlordioxid allerdings erst viel später, als man die starke oxidierende Wirkung erkannte und für die Desinfektion nutzbar machte.
Ab den 1940er-Jahren wurde Chlordioxid zunehmend zur Trinkwasseraufbereitung eingesetzt – zunächst in den USA, später auch in Europa. Besonders bei der Kontrolle von Geruch und Geschmack sowie beim Abbau organischer Stoffe im Wasser zeigte der Wirkstoff seine Stärken. Anders als elementares Chlor bildete Chlordioxid dabei keine problematischen Chlororganika, was es für viele Kommunen zu einer sichereren Alternative machte.
In den 1980er- und 1990er-Jahren fand Chlordioxid dann vermehrt Einzug in industrielle Prozesse, etwa in der Zellstoff- und Papierindustrie. Dort wurde es zur Bleiche eingesetzt – ein Verfahren, das als umweltfreundlicher galt als frühere chlorbasierte Methoden. Später entdeckte auch die Lebensmittelindustrie die Vorteile von Chlordioxid: eine stabile Wirkung bei niedriger Konzentration, gute Materialverträglichkeit und kaum Rückstände.
Heute ist Chlordioxid aus vielen Bereichen der Prozesshygiene nicht mehr wegzudenken. Dass es sich dabei um eine historisch gewachsene Entwicklung handelt, zeigt: Die Nachhaltigkeitsdiskussion um Chlordioxid ist kein Strohfeuer, sondern Teil einer langjährigen Praxis – mit Potenzial für die Zukunft.
Chlordioxid ist also nicht neu. Schon seit Jahrzehnten wird Chlordioxid erfolgreich in der Wasseraufbereitung eingesetzt. Seit einigen Jahren findet es auch zunehmend Einsatz in hygienisch sensiblen Bereichen, in denen konventionelle Desinfektionsmittel an ihre Grenzen stoßen. Doch mit der steigenden Nutzung wachsen auch die Fragen rund um die Umweltwirkung von Chlordioxid.
Eine häufige Annahme lautet: Chlordioxid ist inzwischen Standard – das steckt doch bestimmt in den meisten Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln. Doch das stimmt so nicht. Chlordioxid ist ein sehr wirksamer Wirkstoff, aber er ist keineswegs in jedem Mittel enthalten. Tatsächlich ist es eher eine Speziallösung – gezielt eingesetzt dort, wo herkömmliche Mittel an ihre Grenzen stoßen.
Viele Reinigungs- und Desinfektionsmittel basieren auf anderen Substanzen: etwa Alkohole, Tenside, Peressigsäure oder Hypochlorit. Diese Stoffe haben ebenfalls ihre Berechtigung, sind aber je nach Einsatzbereich unterschiedlich wirksam. Chlordioxid kommt vor allem dort zum Einsatz, wo es auf eine sehr starke antimikrobielle Wirkung auch bei Biofilmen ankommt – zum Beispiel in der Getränkeabfüllung oder in der Wasserbehandlung.
Anders als klassische Reiniger wird Chlordioxid in der Regel auch nicht als fertiges Mittel geliefert, sondern meist direkt vor Ort erzeugt – aus zwei Grundstoffen, die erst bei Bedarf zusammengeführt werden. Das macht es besonders flexibel und wirkungsvoll.
Wer also davon ausgeht, dass Chlordioxid ohnehin in jedem Hygienemittel enthalten ist, unterschätzt seine Spezifik. Der gezielte Einsatz ist ein klarer Vorteil – aber nur, wenn man weiß, wo und wie er sinnvoll ist. Die gute Nachricht: Wer mit Chlordioxid arbeitet, kann damit punktgenau hygienische Schwachstellen adressieren – ganz ohne einen „chemischen Rundumschlag“.
Ein erster Aspekt auf dem Weg zur Nachhaltigkeit ist die Herstellung. Da Chlordioxid instabil ist und sich nicht lange lagern lässt, wird es in der Regel direkt vor Ort erzeugt – meist durch eine chemische Reaktion aus Natriumchlorit und Säure.
Diese Art der Herstellung hat einen klaren Vorteil: Es entfallen lange Transportwege für ein Gefahrgut. Das reduziert Verkehrsaufkommen und Emissionen. Doch ganz ohne Energie geht es nicht. Die chemische Reaktion benötigt eine kontrollierte Umgebung, und die Vorprodukte müssen ebenfalls erzeugt und transportiert werden.
Ein mittelständischer Getränkehersteller, der Chlordioxid zur Desinfektion seiner Rohrleitungen nutzt, hat diesen Aspekt genau untersucht. Das Ergebnis: Der Energieeinsatz für die Erzeugung von Chlordioxid war geringer als für die ständige Nutzung hochdosierter Alternativen wie Peressigsäure – vor allem, weil Chlordioxid in deutlich geringeren Mengen ausreicht.
Das heißt: Die Herstellung von Chlordioxid ist nicht vollkommen unproblematisch, aber effizienter als viele denken – vor allem, wenn der Einsatz gezielt und bedarfsgerecht erfolgt.
Ein großer Pluspunkt von Chlordioxid ist seine hohe Wirksamkeit in sehr niedriger Konzentration. Das schont nicht nur das Material, sondern auch die Umwelt. Denn was nicht eingesetzt wird, muss natürlich auch nicht hergestellt oder entsorgt werden.
In einem fleischverarbeitenden Betrieb, der zuvor regelmäßig mit Natriumhypochlorit desinfizierte, wurde auf Chlordioxid umgestellt. Der Effekt war deutlich: Die benötigte Wirkstoffmenge sank signifikant. Gleichzeitig ließ sich die Einwirkzeit reduzieren, was Wasser- und Energieverbrauch ebenfalls spürbar senkte.
Zudem hinterlässt Chlordioxid keine problematischen Rückstände in der Umwelt, wenn es fachgerecht eingesetzt wird. Es zerfällt in harmlose Verbindungen wie Chlorid und Sauerstoff – vorausgesetzt, die benötigte Menge stimmt und es erfolgt keine Überdosierung. Genau hier liegt eine der wichtigsten Stellschrauben für eine nachhaltige Nutzung: Schulung und Kontrolle.
Bis hierhin zeigt sich: Chlordioxid kann nachhaltig eingesetzt werden, wenn man es richtig dosiert und anwendet. Es punktet mit Effizienz, geringem Verbrauch und guter Abbaubarkeit. Aber: Ohne Fachwissen und sorgfältige Handhabung ist auch dieses Mittel kein Selbstläufer.
Ein oft unterschätzter Aspekt in der Nachhaltigkeitsbewertung ist das, was nach dem Einsatz eines Mittels übrig bleibt. Bei Chlordioxid sind das vor allem Chloridionen und Wasser – beides in der Regel unproblematische Substanzen. Anders als bei chlorhaltigen Alternativen entstehen keine schwer abbaubaren oder toxischen Nebenprodukte, die in Kläranlagen besondere Aufmerksamkeit erfordern.
Allerdings: Wird Chlordioxid überdosiert oder unsachgemäß gehandhabt, kann es zur Bildung unerwünschter Nebenprodukte kommen. Deshalb ist eine fachgerechte Dosierung nicht nur für die Hygiene wichtig, sondern auch für den Gewässerschutz. In gut geführten Betrieben werden Rückstände und Spülwasser fachgerecht aufgefangen und in den betrieblichen Abwasserkontext integriert – so bleibt auch die letzte Etappe im Lebenszyklus umweltverträglich.
Nachhaltigkeit bedeutet auch Verantwortung gegenüber den Menschen, die mit dem Produkt arbeiten. Chlordioxid hat einen charakteristischen Geruch und kann bei hoher Konzentration reizend wirken. Deshalb gelten für die Handhabung klare Schutzvorgaben: geschlossene Systeme, Absaugung, geeignete PSA (persönliche Schutzausrüstung).
Was auf den ersten Blick wie ein Nachteil anmutet, kann sich im Alltag jedoch sogar positiv auswirken: Viele Unternehmen berichten, dass durch die Umstellung auf Chlordioxid die Belastung für die Mitarbeitenden zurückging – gerade im Vergleich zu stark ätzenden oder riechenden Alternativen. Wichtig ist eine gute Einweisung und praxisnahe Schulung der Mitarbeitenden.
Wie schlägt sich Chlordioxid im Vergleich zu anderen Desinfektionsmitteln? Studien und Praxisberichte zeigen: In vielen Anwendungen ist es die ökologischere Wahl. Peressigsäure zum Beispiel ist zwar ebenfalls wirksam und biologisch abbaubar, erfordert aber oft höhere Mengen und verursacht mehr Korrosion an Anlagen. Natriumhypochlorit wiederum ist kostengünstig, kann aber problematische Chlornebenprodukte bilden.
Ein Getränkebetrieb, der auf eine kombinierte Strategie aus Chlordioxid und thermischer Desinfektion setzt, konnte seine Betriebskosten senken und gleichzeitig die Umweltbelastung verringern. Besonders deutlich war der Rückgang bei chemischem Verbrauch und beim CO2-Fußabdruck – denn weniger Chemie bedeutet auch weniger Transport und Verpackung.
Ein oft unterschätzter Hebel für nachhaltigen Chlordioxideinsatz liegt in der Digitalisierung. Moderne Dosieranlagen lassen sich heute exakt steuern und überwachen. Sensible Sensorik erkennt den Hygienezustand in Echtzeit, passt Dosierungen automatisch an und verhindert eine Überdosierung. Durch die Integration der Dosieranlage in das digitale Hygienemanagement kann ein Betrieb nicht nur den Chemikalienverbrauch, sondern auch den Wasserverbrauch senken.
Digitale Transparenz trägt also wesentlich dazu bei, Nachhaltigkeit in die tägliche Praxis zu bringen.
Ein langfristiges Ziel vieler Branchen ist es, hygienerelevante Prozesse in Richtung Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln. Bei Chlordioxid stellt sich die Frage: Wie gut lässt sich der Einsatz in geschlossene Stoffkreisläufe integrieren?
Aktuell ist Chlordioxid kein wiederverwertbarer Wirkstoff – es zerfällt bei der Anwendung. Aber es ermöglicht durch seine Effizienz, Prozesse schlanker und ressourcenschonender zu gestalten. Weniger Chemieeinsatz bedeutet weniger Verpackung, weniger Lagerhaltung, weniger Transporte. Auch das sind Beiträge zur Kreislaufwirtschaft – indirekt, aber wirkungsvoll.
Immer mehr Kunden – besonders aus der Lebensmittelindustrie – stellen Fragen zur Nachhaltigkeit von Hygienemaßnahmen. Welche Mittel werden eingesetzt? Gibt es Alternativen? Wie sieht der ökologische Fußabdruck aus?
Unternehmen, die hier transparent und nachvollziehbar argumentieren können, sind im Vorteil. Chlordioxid kann Teil einer glaubwürdigen Nachhaltigkeitsstrategie sein – wenn dokumentiert wird, wie es eingesetzt wird, in welchen Mengen und mit welchen Effekten auf Umwelt und Betrieb.
Ein Betrieb, der in seinem Nachhaltigkeitsbericht auch Angaben zum Hygienemanagement macht, schafft Vertrauen – intern wie extern. Und oft ist der Austausch mit Kunden genau der Impuls, um Prozesse weiter zu verbessern.
Chlordioxid ist kein Allheilmittel. Aber es ist ein Werkzeug, das bei richtigem Einsatz viel für die Nachhaltigkeit in der Prozesshygiene leisten kann. Weniger Chemie, geringere Mengen, gute Abbaubarkeit – das alles spricht für einen verantwortungsvollen Einsatz.
Wer Chlordioxid nutzt, muss es verstehen. Schulung, Kontrolle und ein durchdachtes Hygienekonzept sind die Basis dafür, dass das Mittel seine Vorteile ausspielen kann. Nachhaltigkeit beginnt eben nicht mit einem Etikett auf der Flasche, sondern mit dem, was im Betrieb passiert.
Für Unternehmen, die Verantwortung ernst nehmen, kann Chlordioxid ein starker Baustein im Gesamtkonzept sein: für sichere Prozesse, saubere Produkte und eine Umwelt, die auch morgen noch lebenswert ist.
Die Jürgen Löhrke GmbH ist ein unabhängig agierendes Technologieunternehmen und bietet Lösungen für die Prozesstechnologie und Prozesshygiene an. Das mittelständische Familienunternehmen hat seinen Sitz in Lübeck und ist seit der Gründung im Jahre 1984 Partner der internationalen Lebensmittel- und Getränkeindustrie …
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