HOME » Lösungen und Services » Chemie-Handling » Reinigungsmittellager (RML) – Sichere und effiziente Chemielagerung » Lüftung in Reinigungsmittellagern
Wer mit Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln arbeitet, weiß: Diese Produkte leisten viel – aber es braucht auch besondere Sorgfalt im Umgang mit ihnen. Gerade in Lagerräumen, in denen brennbare, ätzende oder gesundheitsschädliche Substanzen aufbewahrt werden, ist das Thema Lüftung mehr als nur eine Frage des Komforts. Es geht um Gesundheit, Umweltschutz, um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und um reibungslose Betriebsabläufe.
Manche Betriebe unterschätzen die Anforderungen an die Lüftung von Lagerbereichen, in denen Reinigungsmittel stehen. Doch diese Räume sind keine einfachen Abstellkammern. Sie sind aktiver Bestandteil des Hygienekonzepts und müssen daher genauso sorgfältig geplant und betrieben werden wie etwa Produktionsbereiche oder technische Anlagen.
Stellen Sie sich einen Raum vor, in dem Kanister mit leicht flüchtigen und geruchsintensiven Chemikalien stehen. Ohne Lüftung würde sich nicht nur der unangenehme Geruch ausbreiten, sondern auch die Konzentration von potenziell gesundheitsschädlichen Dämpfen in der Luft erhöhen. Das führt zu erhöhtem Risiko für die Mitarbeitenden und kann im schlimmsten Fall auch Explosionsgefahr bedeuten, wenn leicht entflammbare Substanzen beteiligt sind.
Chemikalien, vor allem in konzentrierter Form, geben oft flüchtige organische Verbindungen ab. Diese Dämpfe sind mit bloßem Auge nicht sichtbar, aber sie können Augen, Haut und Atemwege reizen. Bei unzureichender Luftzirkulation reichern sie sich an und belasten nicht nur die Gesundheit, sondern auch Materialien im Raum.
Ein Praxisbeispiel: In einem mittelständischen Betrieb für Lebensmittelverarbeitung klagen Mitarbeitende immer wieder über Kopfschmerzen nach dem Betreten des Reinigungsmittellagers. Eine Raumluftmessung bringt ans Licht, dass die VOC-Konzentration weit über dem empfohlenen Grenzwert liegt. Die VOC-Konzentration beschreibt den Gehalt an flüchtigen organischen Verbindungen (z. B. aus Farben, Klebstoffen, Möbeln) in der Luft, die die Raumluftqualität beeinträchtigen und gesundheitsschädlich sein können. Abhilfe schafft die Installation eines aktiven Lüftungssystems mit kontinuierlichem Luftaustausch.
Ein effektives Lüftungssystem sorgt für eine gleichmäßige Luftzirkulation, entfernt Schadstoffe aus der Raumluft und führt frische Luft zu. Dabei muss die Anlage nicht übermäßig groß oder kompliziert sein. Entscheidend ist, dass sie auf die Raumbedingungen und die Art der gelagerten Mittel abgestimmt ist.
Werden etwa große Mengen an ammoniakhaltigen oder chlorbasierten Reinigern gelagert, braucht es deutlich mehr Luftaustausch pro Stunde als bei neutralen Reinigern. Auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit spielen eine Rolle, denn sie beeinflussen die Verdunstungsgeschwindigkeit und damit die Konzentration der Dämpfe.
Darüber hinaus ist bei der Planung der Lüftung auch die maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Wert) der eingesetzten Stoffe zu berücksichtigen. Diese gesetzlich festgelegten Grenzwerte geben an, wie hoch die Konzentration eines Stoffes in der Luft sein darf, ohne die Gesundheit dauerhaft zu gefährden. Eine Überschreitung dieser Werte – etwa durch unzureichende Belüftung – kann gesundheitliche Beschwerden verursachen.
Besonders aggressive Dämpfe wie z. B. aus chlor- oder säurehaltigen Reinigern greifen jedoch nicht nur die Atemwege an, sondern können auch Korrosion an metallischen Bauteilen und Gebäudestrukturen verursachen. Deshalb ist neben dem Gesundheitsschutz auch der bauliche Substanzerhalt ein wichtiges Argument für ein durchdachtes Lüftungskonzept.
Die erforderliche Luftwechselrate ergibt sich je nach Lagertyp, Stoffart und Raumgröße. In der Praxis haben sich Werte von etwa fünf- bis zehnfachem Luftwechsel pro Stunde als sinnvoll erwiesen – das heißt, das gesamte Raumvolumen sollte idealerweise fünf- bis zehnmal pro Stunde durch Frischluft ersetzt werden. In Bereichen mit hoher Belastung oder kritischen Stoffen können aber auch höhere Werte erforderlich sein.
Die Aufgabe eines Lüftungssystems ist klar: der Austausch belasteter gegen frische Luft. Doch das „Wie“ ist entscheidend. Moderne Systeme arbeiten sensorgesteuert, passen sich automatisch der Luftbelastung an und sparen damit Energie. In Kombination mit Filtern können sie sogar schädliche Partikel oder Gase herausfiltern, bevor die Luft an die Umwelt abgegeben wird.
Das ist nicht nur für die Raumluft relevant, sondern auch für den Umweltschutz. In Betrieben mit hohen Hygieneanforderungen werden Lüftungssysteme oft an die Gebäudeleittechnik angeschlossen und kontinuierlich überwacht. So lassen sich Abweichungen schnell erkennen und beheben, bevor es kritisch wird.
Die Gesetzeslage ist eindeutig: Wer Reinigungsmittel und andere Chemikalien lagert, muss Gefahren für Mensch und Umwelt minimieren. In Deutschland greifen hier unter anderem die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV), die Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) und – je nach Stoffart – auch die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV).
Diese Vorschriften verlangen unter anderem, dass in Lagerräumen eine ausreichende Lüftung sichergestellt ist – entweder natürlich (z. B. durch Fenster und Querlüftung) oder technisch. Besonders bei brennbaren oder stark flüchtigen Substanzen sind mechanische Abluftsysteme meist alternativlos.
Ein großer Irrtum vieler Betriebe ist die Annahme, dass vorhandene Anlagen automatisch dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Doch viele Altanlagen wurden nie für heutige Lagerpraktiken konzipiert oder sind schlicht überholt. Wer hier nicht handelt, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch die Sicherheit von Mitarbeitenden und Produkten.
Ein Klassiker aus der Praxis: Ein Betrieb installiert ein leistungsstarkes Abluftsystem, das jedoch direkt über dem Eingang montiert ist. Die Folge: Die belastete Luft strömt genau an der Person vorbei, die den Raum betritt. Effiziente Lüftung sieht anders aus.
Ebenso problematisch sind zu geringe Luftwechselraten oder eine fehlende Wartung der Anlage. Staub, Schmutz oder chemische Rückstände können Filter und Ventilatoren blockieren, wodurch die Leistungsfähigkeit sinkt und das Risiko für Luftverunreinigungen steigt.
Gute Lüftung beginnt nicht mit dem Gerät, sondern mit der Planung. Und die sollte von Anfang an auf die konkreten Gegebenheiten vor Ort abgestimmt sein: Raumvolumen, Stoffarten, Lagerdauer und Zugänglichkeit müssen in ein schlüssiges Konzept einfließen.
Selbst die beste Lüftungsanlage ist nur so zuverlässig wie ihre Energieversorgung und Wartung. Was passiert also, wenn es zu einem Stromausfall kommt – etwa am Wochenende oder nachts? In einem Reinigungsmittellager kann ein solcher Ausfall kritische Folgen haben. Ohne aktiven Luftaustausch steigen die Konzentrationen von Dämpfen und Aerosolen innerhalb weniger Stunden stark an.
In einem pharmazeutischen Betrieb fällt nach einem Kurzschluss im Technikraum die Lüftung aus, während im Lager ammoniakhaltige Reiniger lagern. Erst am nächsten Morgen bemerkt ein Mitarbeiter beim Betreten des Raums den beißenden Geruch. Der Betrieb entschließt sich nach diesem Vorfall dazu, ein Notstromaggregat für kritische Systeme zu installieren und eine Sensorwarnung bei Lüftungsausfall einzuführen.
Moderne Sensoren können weitaus mehr als nur Temperatur oder Luftfeuchtigkeit messen. In vielen Betrieben kommen heute Gassensoren zum Einsatz, die spezifische Substanzen wie Alkohole, Ammoniak oder Chlorverbindungen erkennen und bei Grenzwertüberschreitung Alarm schlagen. Das System kann die Lüftungsanlage dann automatisch hochregeln oder im Extremfall sogar Türen verriegeln, um Mitarbeitende zu schützen.
Ein solcher automatisierter Schutz ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Denn ein einziger Zwischenfall, bei dem Mitarbeitende verunreinigter Luft ausgesetzt oder Produkte kontaminiert werden, kann teure Folgen haben – bis hin zu Produktionsstillstand oder Haftungsfragen.
Ein häufig unterschätzter Aspekt: Die beste Lüftung nützt wenig, wenn die Lagerorganisation nicht mitspielt. Werden beispielsweise verschiedene Reinigungsmittel ohne Trennung gelagert, kann es zu chemischen Reaktionen kommen – besonders bei austretenden Dämpfen. Auch eine zu beengte Lagerung, bei der Luft kaum zirkulieren kann, erschwert die Arbeit der Lüftungsanlage enorm.
Ein einfacher, aber wirksamer Schritt: Lagern Sie Gebinde mit stark flüchtigen oder besonders gefährlichen Stoffen in eigenen, gut belüfteten Abschnitten oder Sicherheitsschränken mit Abluftanschluss. Achten Sie darauf, dass die Luftwege frei bleiben – also keine Kisten oder Paletten direkt vor Luftauslässen oder -einlässen abstellen. In der Praxis zeigt sich oft, dass schon kleine organisatorische Änderungen die Luftqualität spürbar verbessern.
Ein weiterer Aspekt, der im Alltag gerne untergeht, ist die regelmäßige Wartung der Lüftungssysteme. Filter müssen je nach Stoffbelastung in definierten Intervallen gewechselt werden, Lüftungskanäle sollten auf Rückstände kontrolliert und Sensoren regelmäßig kalibriert werden.
In einem Betrieb mit hohem Durchsatz an sauren Reinigungsmitteln sammeln sich über Monate hinweg aggressive Aerosole in einem Filtersystem, das zu selten überprüft wird. Die möglichen Folgen sind ein notwendiger kompletter Austausch der Filtereinheit und Schäden an der angrenzenden Lüftungstechnik – ein vermeidbarer Kostenfaktor. Abhilfe schafft ein digitales Wartungsprotokoll mit Erinnerungsfunktion, das auch kleine Anzeichen frühzeitig erfasst.
Lüftungssysteme für ein hygienisches und effizientes Reinigungsmittellager sind weit mehr als technisches Zubehör. Sie sind das Rückgrat eines soliden betrieblichen Sicherheitskonzepts und unverzichtbarer Bestandteil moderner Hygiene in vielen Unternehmen.
Dabei geht es nicht nur darum, Grenzwerte einzuhalten oder Vorschriften zu erfüllen. Es geht um das Wohl der Mitarbeitenden, den Schutz von Produkten und die reibungslose Organisation des betrieblichen Alltags. Wer hier investiert – in gute Technik, kluge Planung und regelmäßige Wartung – schützt nicht nur Gesundheit und Umwelt, sondern auch die eigene unternehmerische Zukunft.
Wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Lagerlüftung heutigen Anforderungen entspricht, holen Sie sich fachkundige Unterstützung. Ein kurzer Vor-Ort-Check oder eine Raumluftanalyse kann bereits aufzeigen, ob Handlungsbedarf besteht. Und wenn Sie planen, Ihre Anlage zu modernisieren: Denken Sie an Sensorik, Notstromkonzepte und die Integration in bestehende Hygienesysteme. So bleibt Ihr Betrieb nicht nur sicher, sondern auch zukunftsfähig. Sprechen Sie uns an, wenn Sie in eine nachhaltige Zukunft Ihres Betriebs und in eine sichere Umwelt investieren möchten.
Denn am Ende gilt: Gute Luft merkt man oft erst, wenn sie fehlt – sorgen Sie daher lieber rechtzeitig dafür, dass sie bleibt.
Die Jürgen Löhrke GmbH ist ein unabhängig agierendes Technologieunternehmen und bietet Lösungen für die Prozesstechnologie und Prozesshygiene an. Das mittelständische Familienunternehmen hat seinen Sitz in Lübeck und ist seit der Gründung im Jahre 1984 Partner der internationalen Lebensmittel- und Getränkeindustrie …
Qualitätssicherung wird bei LOEHRKE großgeschrieben – daher arbeiten wir stetig daran, unsere Prozesse zu optimieren. Im Rahmen dessen, lassen wir uns regelmäßig durch verschiedene, unabhängige Unternehmen prüfen und zertifizieren …
Mit Begeisterung und Innovation: Neben der Produktion und Lieferung einer Anlage übernimmt LOEHRKE auch die komplette Projektierung bis zur Inbetriebnahme und bietet darüber hinaus noch umfangreiche After-Sales-Serviceleistungen an. Die LOEHRKE Projektteams sind so zusammengestellt, dass das langjährige Know-how …